Bauernhäuser von 1565 bis heute

«Krienser Bauernhäuser von 1565 bis heute» von Jürg Studer ist soeben erschienen. Knapp und bündig, aber dennoch informativ dokumentiert der ehemalige Gymnasiallehrer darin die 135 noch existierenden Bauernhäuser der Gemeinde.

Der Autor Jürg Studer. Bild: zvg

Der Autor Jürg Studer. Bild: zvg

Um das Jahr 1900 gab es in Kriens noch mehr als 200 Bauernhäuser, nun gibt es noch 135. Bild: Jürg Studer

Um das Jahr 1900 gab es in Kriens noch mehr als 200 Bauernhäuser, nun gibt es noch 135. Bild: Jürg Studer

Er gehöre ja nun in die Kategorie «PKZ», sagt Jürg Studer lachend: pensioniert, keine Zeit. Tatsächlich war die Freizeit, die er sich in den vergangenen zwei Jahren gegönnt hatte, knapp bemessen. Denn entweder brütete der frühere Geschichts- und Sportlehrer über alten Schriften im Staatsarchiv oder hinter seinem Com­puter, um all die Informationen über die Krienser Bauernhäuser zusammenzutragen. Da sei es schon mal vorgekommen, dass er die Tücken beim Lesen alter Schriften hatte spüren müssen, meint Studer rückblickend. «Bei gewissen Wörtern musste ich mehrere Minuten hirnen, bis ich es lesen konnte. Aber Hindernisse sind zum Überwinden da.»

Selbst ältere Einheimische staunen

Entstanden ist so nun ein handliches und übersichtliches Nachschlagewerk, das die Geschichte der Krienser Bauernhäuser aufzeigt und dokumentiert. Darin beschreibt der Historiker 139 Bauten – 132 noch stehende und 7 verschwundene. Zum Bedauern von Jürg Studer durfte er aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen 3 Bauernhäuser nicht beschreiben. Dass es in Kriens heute noch 135 Bauernhäuser gibt, erstaunt laut Studer selbst ältere Einheimische. Aber dreht man die Zeiger der Uhr der Zeit zurück, bringt man in Erfahrung, dass es um 1800 deren etwa 170 und um 1900 gar mehr als 200 waren. Von den heute noch stehenden Bauernhäusern ist hingegen nur noch ein geringer Teil von aktiven Landwirten mit ihren Familien bewohnt: In 13 Betrieben wird Milchwirtschaft betrieben, 9 halten Mutterkühe, 8 widmen sich dem Mastbetrieb und 4 der Schafzucht.

Dem Bauboom Platz gemacht

Dieser Rückgang deckt sich mit den Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Schweizweit ist in den vergangenen 20 Jahren ein Drittel der Bauernbetriebe verschwunden; am stärksten betroffen war dabei neben den Kantonen Zürich und Wallis auch der Kanton Luzern. Wie auch schweizweit war in Kriens die Industrialisierung dafür verantwortlich. Als Mitte des 19. Jahrhunderts Betriebe wie Bell, Schappe und Kupferhammer Platz für ihre Werkstätten brauchten, mussten viele Bauernhöfe wortwörtlich ihr Feld räumen. Ebenso zogen das Bevölkerungswachstum ab Mitte des 20. Jahrhunderts und der damit verbundene Bauboom mit sich, dass viel Landwirtschaftsland zu Bauland wurde.

«Über die Geschichte der Krienser Bauernhäuser findet man fast nichts ­Geschriebenes», weiss Studer. Das hat sich nun geändert. Aber gibt es denn etwas, was typisch ist für die Krienser Bauernhäuser? Studer denkt nach. «Eigentlich nicht», sagt er dann. «Nein, ein gemeinsames Merkmal konnte ich nicht ausfindig machen. Es gibt hohe Häuser, es gibt flache – sogenannte Tätschhäuser –, und nur sehr wenige sind typische Luzerner Bauernhäuser. Und die Stile sind so verschieden.» Diese Vielfalt widerspiegelt sich auch im Buch und wird durch eindrückliches Bildmaterial illustriert.

Bei seinen Recherchen ist Jürg Studer auch auf die eine oder andere Über­raschung gestossen. So war bis anhin fast niemandem bekannt, dass auf dem Betrieb Kreuel am Schattenberg im Jahr 1873 eine Bad- und Kuranstalt errichtet wurde. Oder dass das um 1750 erbaute Bauernhaus Feld in Obernau viel älter ist als bisher angenommen.

Nachschlagen, sich informieren und die Entwicklung der Bauernhäuser bildlich verfolgen – Jürg Studer will mit seinem Werk ein möglichst breites Publikum ansprechen. An seiner Vernissage, die bereits am 18. November stattgefunden hat, war das Interesse jedenfalls gross. Rund 200 Gäste waren anwesend – ebenso Einwohnerratspräsident Reto Camenisch und Stadtpräsidentin Chris Kaufmann Wolf. Stadtrat Marco Frauenknecht hielt die Laudatio, und die sei schlicht brillant gewesen, blickt ein zufriedener Jürg Studer zurück.

Und natürlich weiss Jürg Studer schon, wie ihm in kommender Zeit auch nicht langweilig wird. Denn sein nächstes Buchprojekt steht schon in den Startlöchern. Nachdem in der Reihe «Krienser Kulturzeugen» nebst seinem neusten Werk bereits «Bauernhöfe von damals», «Gasthäuser – einst und jetzt», «Geschichte und Ereignisse», «Krienser Originale» und «220 Jahre Schule Kriens» erschienen sind, soll sich der siebte Band dem Brauchtum von Kriens widmen. Daniela Zeman

Verkaufsstellen

Jürg Studers Buch «Krienser Bauernhäuser von 1565 bis heute» ist für 20 Franken (mit Versand 23 Franken) erhältlich an folgenden Verkaufs­stellen in Kriens: Papeterie Kriens; BuK Teiggi, iff Schuhkultur; Café-Bar Siesta; Café Morgenstern; Restaurant Hergiswald, Wichlern, Al Forno, Kreuzbäckerei und Schwyzerhüsli; Bläsi Lebensmittel Obernau; René’s Quartierladen Alpenstrasse, Mode Marco; Brunner Verlag und beim Autor Jürg Studer.

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