Allmend für Alle! Freizeitareal mit reicher Geschichte
Am 10. und 11. September 2022 finden die diesjährigen Europäischen Tage des Denkmals statt. Unter dem Titel «Freizeit – Temps libre – Tempo libero – Temps liber» stehen Orte der Kunst, der Erholung und des Sportes im Vordergrund. In diesem Jahr stellt die Denkmalpflege der Stadt Luzern die Allmend vor. Auf einem Spaziergang vom Waaghaus zu den ehemaligen Flugzeughangars am Samstag, 10. September, erfahren Sie mehr über die früheren Nutzungen der Allmend und wie sie zu dem wurde, was wir heute kennen.
In der ganzen Schweiz werden anlässlich der Europäischen Tage des Denkmals seit 1994 zahlreiche Veranstaltungen organisiert. Dieses Jahr lautet das Motto «Freizeit». Die Stadt Luzern stellt auf einem Spaziergang am Samstag, 10. September 2022, die Allmend vor, welche der Bevölkerung als Naherholungszone bekannt ist. Die Nutzungen des Areals waren jedoch in der Vergangenheit ganz andere.
Im Mittelalter wurde die Allmend als gemeinsame Weidefläche für Kühe und Schafe genutzt. Als die 682 «Allmendnutzer» im Jahr 1828 ihre Rechte an die Stadt Luzern abgaben, endete diese agrarischen Nutzungen. 1865 entstand der Waffenplatz. Neu auf die Allmend kamen der Schiessplatz, der vorher im Bruchquartier war und die Truppenunterkünfte, die vorher am Kasernenplatz in der Kaserne waren. Vor rund 25 Jahren änderte die Armee ihre Strategie und bildete keine Rekruten mehr in Luzern aus. Daher wurde der Waffenplatz wieder aufgelöst.
Pferdesport für Tourismus
Mit der militärischen Nutzung der Allmend ging auch der Reitsport einher. 1899 fand das erste internationale Pferderennen statt. Entsprechende Fotos besitzt das Stadtarchiv mit Damen in Roben und aufwendigen Hüten, die dem «Concours hippique» zuschauten. Pferderennen hatten auch für den Tourismus eine grosse Bedeutung, da teilweise Preisgelder von 3200 bis zu 20 000 Franken zu gewinnen waren. Das grosse Steeple-Chase von 1909 mit einer Distanz von 5000 Meter war eines der Rennen, dessen Preisgeld bei 20 000 Franken lag. Erst Ende 2011 beschlossen die Rennsportvereine das Aus für den Pferderennsport auf der Allmend. Auf dem Spaziergang «Allmend für Alle!» schauen Interessierte das Waaghaus an, worin die Jockey’s gewogen und mit Gewichten beladen wurden.
Flugkünste
Tollkühne Sturzflugshows gab es schon früh auf der Allmend zu sehen. Erheblich zugenommen hat der Flugbetrieb nach dem zweiten Weltkrieg. Der damalige Stadtingenieur berichtet, es sei mehrfach beobachtet worden, dass Erwachsene und Jugendliche sich erst im letzten Moment vor abfliegenden oder landenden Flugzeugen in Sicherheit bringen konnten. Die Fliegerei musste Mitte 20. Jahrhundert einerseits aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Andererseits konnten Flugzeuge weder starten, noch landen, da das 18-Meter-hohe Zelt des Zirkus Knie im Weg gewesen wäre. Der Zirkus erhielt nämlich im Sommer 1946 die Spielkonzession auf der Allmend. Das Flugverbot wurde nur in Ausnahmefällen gelockert. Deswegen konnte beispielsweise das amerikanische Luftschiff «Europa» im Sommer 1974 trotzdem auf der Allmend landen und starten.
Beobachtet man die Veränderungen der letzten Jahrzehnte, sieht man auf der östlichen Seite die neuen Messebauten, das Stadion des FC Luzern und die beiden Hochhäuser. Dort, wo früher Kugeln flogen am Rande des Bireggwaldes, sind Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen worden. Mit der Aufhebung der oberirdischen Zentralbahn ist das Areal zugänglicher für Fussgänger und Velofahrer geworden.
Je nach Alter löst die Allmend Erinnerungen an Zirkuszelte, Pferderennen, LUGA, Hornussen, Zeppeline, Flüge mit dem amerikanischen Flugzeug «Pippers-Grasshoppers» oder erste Startversuche mit Gleitschirmen aus. Einmal mehr wird klar, wie wichtig es im modernen Zeitalter ist, grosszügige Freiflächen zur Erholung und geschichtsträchtige Gegenden zu bewahren.
Roman Brunner, Teamleiter Denkmalpflege und Kulturgüterschutz
Stadt Luzern
Europäische Tage des Denkmals–Veranstaltungen
Die Rigi – Lebens- und Kulturraum
Dienstag, 6.9.2022, 18.30 Uhr, Pavillon am See, Seestrasse 1, Weggis
Zur Eröffnung des Denkmaltages in der Innerschweiz berichten unter anderem ein Anwohner, Tourismusfachpersonen und die Denkmalpflegerin des Kanton Schwyz über «ihre Rigi.» Sie diskutieren, wie es gelingen kann, die Lebensqualität und das kulturelle Erbe der Rigi zu erhalten und qualitätvoll weiter zu entwickeln.
Allmend für Alle!
Samstag, 10.09.2022, 10.30 Uhr, Spaziergang,
Treffpunkt: Waaghaus, Murmattweg 12 (Fachwerkbau), Luzern
Denkmalmeile Luzern – «Travail, loisirs, sommeil»
Samstag, 10.9.2022, jeweils 10.30, 12.30 und 14.30 Uhr
Führung Denkmalmeile (Treffpunkt Löwenplatz)
Samstag, 10.9.2022, jeweils um 12, 14 und 16 Uhr, Führungen im Bourbaki Panorama, im Gletschergarten, im Alpi-neum, beim Löwendenkmal, Treffpunkt und Anmeldung bei der jeweiligen Institution
Weitere Veranstaltungen zum Tourismus um und auf der Rigi, Samstag, 10.9.2022 und Sonntag, 11.9.2022
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen: www.hereinspaziert.ch