84 Kinder abgemeldet in Stadt Kriens
Die Stadt Kriens hat Anfang Mai die Betreuungstarife erhöht. Im Vergleich zu den Januarzahlen wurden 84 Kinder beziehungsweise 324 Elemente abgemeldet. Das Personal macht sich Sorgen um seine Jobs.
Im Januar 2022 hatten die Eltern ihre Kinder (597) für insgesamt 2335 Betreuungselemente der Stadt Kriens angemeldet. Seit dem 1. Mai gelten die neuen Tarife. Die Eltern müssen neu gegen 50 Prozent mehr bezahlen für die Betreuung. Entsprechend wurden 84 Kinder oder 324 Elemente abgemeldet. Dies entspricht einem Rückgang von 13,8 Prozent.
«Neben den regulären Austrittsgründen wie Alter der Kinder und Jugendlichen, veränderter Erwerbssituation oder Wegzug wurden bei Austritten auch die Erhöhung der Tarife und die Streichung des Betreuungsangebots während der Schulferien als Kündigungsgrund aufgeführt», erklärt Marco Frauenknecht, Bildungsdirektor der Stadt Kriens. «Wir waren uns der Tragweite des Entscheids sehr wohl bewusst und wussten, dass wir mit Abmeldungen rechnen mussten. In den Berechnungen wurden diese auch in etwa in dieser Dimension berücksichtigt», so Frauenknecht weiter.
Keine Entlassungen nötig
Aufgrund der Abmeldungen fürchteten einige Mitarbeiter:innen eine Entlassung. Gegenüber dem «Anzeiger» erklärte Frauenknecht nun, dass diese Bedenken nicht berechtigt seien. «Die Auslastung der Angebote wird im kommenden Schuljahr nicht viel tiefer sein als in den letzten Jahren. Mitarbeitende müssen nicht entlassen werden. Alle wegfallenden Arbeitspensen können mit natürlichen Abgängen aufgefangen werden», versichert Frauenknecht.
Die Stadt Kriens investiert aktuell über 1 Million Franken in die schulergänzenden Tagesstrukturen. «Wir wollten ja nicht mehr Geld einnehmen, sondern wir suchten nach Wegen, wie wir etwas weniger Geld ausgeben können», erklärt Frauenknecht. Entsprechend erachtet er die Erhöhung weiterhin als vertretbar. «Was die Massnahme rein wirtschaftlich unter dem Strich bringt, können wir aber frühestens Ende 2022 beurteilen, wenn die abschliessenden Zahlen feststehen», so Frauenknecht.
Wie die «Luzerner Zeitung» berichtete, müssen Eltern nun ihre Ausbildung abbrechen oder ihre Arbeitstätigkeit reduzieren, um die Betreuung des Kindes sicherzustellen. Für Erich Tschümperlin von den Grünen ist das ein schlechtes Zeichen. «Wenn der Rückgang dazu führt, dass die Erwerbsarbeit aufgegeben werden muss zugunsten der Kinderbetreuung, dann ist dies ein doppeltes Eigengoal. Diese Familien versteuern weniger, und der Berufseinstieg der – wohl ausschliesslich – Frauen verzögert sich. Und Kriens ist verpflichtet, ein Betreuungsangebot zu stellen, und muss es sogar noch ausbauen. Kriens braucht mehr Familien, damit der Bevölkerungsmix im Gleichgewicht bleibt (zunehmende Überalterung). Mit diesen Massnahmen erreicht man das Gegenteil», so Tschümperlin. Ihm sei kein Beispiel bekannt, bei dem der Preis auf einen Schlag um 50 Prozent erhöht wurde. «Mit dieser Erhöhung überschreitet Kriens auch den kantonal vorgeschriebenen Kostenteiler. Der Anteil, den die Familien bezahlen müssen, ist zu hoch», so Tschümperlin.
Beat Tanner, Fraktionschef und Vizepräsident der FDP der Stadt Kriens, will die Gründe für den Rückgang nicht nur in der Erhöhung des Anteils, den die Eltern zu bezahlen haben, suchen. «Der Rückgang ist aus meiner Sicht nicht so hoch, wie er aufgrund der Berichte zu befürchten war», so Tanner. «Offenbar sind die Leistungen der Stadt Kriens immer noch gut. Die Anpassung von 50 Prozent, welche die Mitte-links-Mehrheit des Einwohnerrats mit dem Budget 2022 beschlossen hatte, ist aus meiner Sicht und aus Sicht der FDP, welche auch deswegen dem Budget nicht zugestimmt hat, zu hoch», so der Fraktionspräsident. Für das Budget 2023 sei deshalb eine Anpassung nötig. «Eine ganzheitliche Aufhebung dieser Massnahme ist aber nicht angezeigt. Dies vor allem aufgrund der rückläufigen Steuerkraft der Stadt Kriens.»
Marcel Habegger