«Es läuft eigentlich ganz gut»
Die Gastroszene leidet in der Krise, macht aber das Beste daraus. Die grossen Essen sind abgesagt, kleine Gesellschaften kommen aber auch heute noch.
Luzerner Gastronomen spannen zusammen und lancieren gemeinsam den «Genussschein» – einen Gutschein, der in 20 Luzerner Restaurants eingelöst werden kann. Die Gastronomen reagieren damit auf die zahlreichen Firmen- und Weihnachtsessen, die aktuell wegen Covid-19 abgesagt werden. Sie bieten den Firmen damit eine Alternative, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für einen späteren Zeitpunkt etwas zu schenken. Die Gutscheine können auf der eigens dafür errichteten Website einzeln bestellt und innerhalb von zwei Werktagen zugestellt werden. «Es ist schön, zu sehen, wie wir uns gegenseitig helfen und gleichzeitig den Gästen eine grosse gastronomische Vielfalt in Luzern bieten können, die sich nicht konkurrenziert, sondern wunderbar harmoniert», sagt etwa der Gastgeber der Brasserie Bodu, Luca Eichmann.
Die Luzerner Gastronomen sind heute vor allem dankbar, dass sie, anders als in anderen Ländern, überhaupt noch Gäste begrüssen dürfen. Entsprechend positiv klingen die Gastronomen, obwohl die Zeiten eigentlich wahrlich nicht so positiv sind. «Uns kommt zugute, dass wir schnell reagiert haben und die entsprechenden Schutzmassnahmen eingeführt haben», sagt Alois Keiser, Geschäftsführer der Rathaus-Brauerei. «Spüren die Gäste, dass wir die Lage ernst nehmen und sie sich sicher fühlen, kommen sie trotz der Pandemie», freut sich Keiser. Natürlich spüre aber auch er die zahlreichen Absagen von Firmenessen. «Daneben läuft es eigentlich momentan ganz gut», sagt er. «Ich habe den Eindruck, dass sich die Leute mit der Situation abgefunden haben und entsprechend damit umgehen.»
Aufgeschoben, nicht aufgehoben
Für Ruedi Stöckli, Präsident von Gastro Luzern, wie für alle anderen Betriebe stellt sich die grosse Frage, wie lange die aktuelle Situation andauern wird. «Die Weihnachtsessen sind leider alle annulliert worden, weil maximal vier Personen an einem Tisch sitzen dürfen», sagt Stöckli. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, ist hier seine Devise. «Zahlreiche im Frühjahr annullierte Muttertagsessen, Weisser Sonntag und Firmungsessen wurden später auch noch nachgeholt. Ich hoffe, dass dies im Winter ähnlich sein wird», meint er. «Wenn die Firmen statt der Weihnachtsessen bei uns Gutscheine für ihre Mitarbeiter kaufen würden, hätten wir mindestens das Weihnachtsgeschäft nicht ganz verloren.» Für ihn ist aber auch jetzt schon klar: «Diese zweite Welle werden nicht alle Restaurants überstehen.»
99,5 Prozent sind zufrieden
Sämi Honegger, Besitzer des Restaurants Jodlerwirt, des «Eichhofs» in Luzern und des «Adlers» in Buchrain, freut sich, wie gut die Gäste mit der aktuellen Situation umgehen. «Für 99,5 Prozent sind die Massnahmen in Ordnung und werden auch entsprechend eingehalten», sagt der Gastronom. Ihm fehlen vor allem die regelmässigen Gäste, von denen aktuell viele im Homeoffice arbeiten und anscheinend auch gleich zu Hause zu Mittag essen. «Am Abend kommen aber immer noch zahlreiche Gäste», bilanziert er.
Fondueplausch kann kommen
Beim Restaurant Opus wird die Terrasse aktuell grösser betrieben als in anderen Jahren in dieser Jahreszeit. Dies, um auch Gästen entgegenzukommen, die öffentliche Innenräume aktuell lieber meiden.
Bei der «Pfistern» steht bereits der Winterwald für die Gäste bereit. Im Freien können die Gäste dort bis zum 10. Januar aus hundert verschiedenen Fondues auswählen. Dank den «Chriesisteisäckli», den Decken und dem Glühwein sollte einem auch nicht kalt werden. «Man darf aber gerne auch hereinkommen, die Restaurants sind momentan nicht überfüllt, und wir halten auch die Schutzbestimmungen ein», verspricht Geschäftsführer Florian Eltschinger. Doch ist Fondueessen in Zeiten von Corona überhaupt eine gute Idee? Gemäss einem Bericht des «St. Galler Tagblatts» ist das Übertragungsrisiko relativ gering. «Viren sind generell nicht hitzeresistent. Ob im Fondue mit oder ohne Alkohol – es gibt kein Überleben für das Virus», sagt der St. Galler Kantonschemiker Pius Kölbener.
Marcel Habegger
Link: www.genussschein.ch