Was vom Leben übrig bleibt

Die Luzerner Theatergruppe Zell:stoff zeigt in den grossen Werkhallen im Bell-Areal in Kriens ein intimes Stück über Leben und Tod.

Was bleibt vom Leben? Und wäre ein anderes Leben für uns denkbar gewesen? Bild: PD

Kommende Woche, an Allerheiligen und Allerseelen, gedenken wir der Toten. Mit diesem kollektiven Akt des Erinnerns an die Verstorbenen schaffen wir für kurze Zeit einen Gemeinschaftsraum, der uns auf unser Menschsein zurückwirft: Wir alle müssen sterben, egal wie wir die Zeit davor gestalten. Auch das Theater hat die Kraft, diese Art des Gemeinschaftsraums herzustellen, indem es uns immer wieder Geschichten über uns selber erzählt. Das kann zuweilen verstörend sein und durchrütteln, man denke an die griechische Tragödie. Theater kann aber auch Trost spenden und Ort sein für Reflexion und Verbundenheit. Die Luzerner Theatergruppe Zell:stoff weiss um diese besondere Kraft; ihre Arbeiten nehmen das Publikum mit auf seine ur-eigene Reise. In bildstarken Dramen erleben wir in ihrer Menschlichkeit nahbare Figuren, die den kleinen und grossen Fragen des Lebens nachspüren. Der Raum spielt dabei immer mit, wird zu einem weiteren Protagonisten des Geschehens, der fast seismografisch die Stimmung der Figuren mit seiner eigenen Atmosphäre widerspiegelt. 

 

Maschinenfabrik als Protagonistin

Das ist auch in der neusten Inszenierung – eine Koproduktion mit dem Kleintheater Luzern – der Fall: In «Was bleibt» übernehmen die grossen, leeren Werkhallen der ehemaligen Bell-Maschinenfabrik in Kriens diese Funktion und führen uns eindrücklich die menschlichen Relationen im Anbetracht des Todes vor Augen. Dass diese Hallen nicht geheizt sind, verstärkt den Effekt noch zusätzlich. Hier spielt sich das feine, intime Drama aus der Feder der Solothurner Autorin Maria Ursprung ab: ein Fahrradunfall, eine Trennung, eine Krankheit, ein Verlust; vier Figuren treffen aufeinander, die einen Umgang finden müssen mit einer privaten Katastrophe; die Hoffnung finden müssen, dass das Leben irgendwie und gut weitergehen wird. Und während sie ihre Biografie durchblättern, nähern sie sich unvermeidlich auch der grossen Frage nach dem Ende an: Was bleibt beim letzten Blick zurück? Und wäre es nicht auch möglich gewesen, ein ganz anderes Leben geführt zu haben? Das Stück wird von 12. bis 18. November präsentiert. Tickets und Infos: kleintheater.ch, 041 210 33 50.

PD

 

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