Was gibt es da zu lachen?

Ein ganzes halbes Jahr was das Kleintheater zu. Doch jetzt kehrt die Kultur zurück an den Bundesplatz: Am 12. September startet die neue Saison. Ein Ausblick.

Hazel Brugger startet ihren nächsten Kabarett-Coup vom Kleintheater aus. Foto: Noelle Guidon

Hazel Brugger startet ihren nächsten Kabarett-Coup vom Kleintheater aus. Foto: Noelle Guidon

Das Unfrisiert-Festival zeigt den mitreissenden Balztanz von Joushua Monten & Cie.

Das Unfrisiert-Festival zeigt den mitreissenden Balztanz von Joushua Monten & Cie.

Am Freitag, 13. März, passierte, was in mehr als 50 Jahren noch nie passiert war: Das Kleintheater musste die Saison vorzeitig abbrechen. Die Corona-Pandemie hatte die Schweiz lahmgelegt, und als das Gröbste überstanden war, war es Sommer und die Saison sowieso zu Ende. Fast genau ein halbes Jahr nach dem überraschenden Schliessen kehrt das Theater nun zurück auf die Kleinbühne mitten in der Luzerner Neustadt. Dem Kabarettisten Urban Priol fällt die freudige Aufgabe zu, das Kleintheater neu zu eröffnen. Und damit auch eine voll gepackte neue Saison, die nachholt, was nachzuholen ist, und daneben viele neue Programme von nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern ins Haus bringt. 

Die klassische Kleinkunst bildet auch in der Saison 2020/2021 einen Programmschwerpunkt. Bekannte Namen wie Anet Corti, Alex Porter, Claudio Zuccolini, Barbara Hutzenlaub, Lorenz Keiser, Margrit Bornet, Renato Kaiser oder Michel Gammenthaler zeigen ihre neuen Programme, und auch Hazel Brugger kehrt für eine Vorpremiere ihres neuen Stand-up-Abends ins Kleintheater zurück. Ohne Rolf, das blätternde Duo aus Luzern, zeigt vor der Premiere seines neuen Stücks sogar alle vier bisherigen Stücke noch einmal – zum Wiedergucken oder Binge-Watching. Viel zum lauthals Heraus- oder still In-sich-Hineinlachen gibt es auch an den traditionellen Kabarettwochen (23. März bis 1. April) und am neuen Comedy-Festival LOL (wie «Laughing Out Loud», 17. bis 21. November). 

Haare schön

Aber das Kleintheater trägt in der neuen Saison nicht nur komödiantische Dauerlocke. Im Gegenteil, vom 22. bis 28. Februar 2021 zeigt es sich ganz «unfrisiert», wie das gleichnamige Winterfestival heisst, das nach 2018 zum zweiten Mal stattfindet und unter dem durchaus lockenden Arbeitstitel «Sex sells» steht. Eine ganze Woche dreht sich das Programm also
um – reden wir nicht um den heissen Brei rum – Sex. Mit Theater, Tanz, Rap, Dirty Talk, Referaten und vielem mehr. So zeigt Joshua Monten in «Romeo, Romeo, Romeo» einen mitreissenden Balztanz, und Laura Murphy erkundet in «Contra» ihre Gürtellinie mit atemraubender Akrobatik und hochnotkomischer Stand-up-Comedy. 

Wie immer stark vertreten sind auch die Co-Produktionen mit der freien Theater- und Tanzszene. Nicht weniger als fünf Stücke feiern in der nächsten Spielzeit Premiere, in Luzern erarbeitet und herausgebracht von meist lokalen Künstlerinnen und Künstlern. Den Auftakt im Oktober macht «Ad Nauseam» der Gruppe Die Seilschaft um den Luzerner Regisseur Damiàn Dlaboha. Nachdem sie letzte Saison das ganze Haus für eine Woche besetzt hat, um zeitgenössischen Utopien auf die Spur zu kommen, kehrt sie nun zurück und fragt sich in dieser krisensatten Zeit, was eigentlich am Normalzustand – Sie erinnern sich? – so blöd war, dass da offenbar keiner mehr zurückwill. 

Die Gruppe Grenzgänger der Regisseurin Bettina Glaus beschäftigt sich im Januar mit einer zeitgenössischen Lesart des Klassikers «Nora». In «Nora. Eine Abrechnung» fragen drei Schauspielerinnen, warum es 140 Jahre nach Henrik Ibsens Text immer noch so schwierig ist, aus alten Rollenmustern auszubrechen. Mit ähnlichen Fragen, aber tänzerischen Mitteln setzt sich im Mai das Stück «Crossover Frequency» der eben mit dem Luzerner Anerkennungspreis ausgezeichneten Tänzerin I-Fen Lin auseinander. 

Die Gruppe Zell: Stoff wiederum führt das Publikum ab April an die Luzerner Baselstrasse in eine eigens eingerichtete Leichenhalle. «Was bleibt» blickt gemeinsam mit dem Publikum zurück auf ein Leben. Das luki*ju Theater schliesslich zeigt im November mit «Ente, Tod und Tulpe» ein so lustiges wie berührendes Kinderstück über eine ganz besondere Freundschaft. 

Die Tiger kommen

Mehr Kunst für Kinder gibt’s im neuen Kleintheater-Kinderclub, dem «Theater Tiger». Durchs ganze Jahr gibt’s samstags und sonntags Theater, Zauberei und Musik, und natürlich kommen auch die beliebten Frechdachs wieder vorbei. Weitergeführt werden in der neuen Saison aber auch zahlreiche beliebte Reihen für Erwachsene: so die Hungry Birds (Mittagsprogramm), die Veranstaltungen mit Geflüchteten (HelloWelcome), die Talk- und Spoken-Word-Reihe (So What!), der Dienstagsjazz, die Ohrfeigen-Radioshow, die Stand-up Philosophy, die Gute-Nacht-Show mit Michael Elsener und natürlich, zum Ende der Saison, das Heimspiele-Festival mit einem Friendly Take Over, in dem die Luzerner Theater- und Tanzszene das Luzerner Theater für 20 Stunden übernimmt. Dann wird’s Sommer, und alle gucken, versprochen, nur noch Fussball.

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