Vokalensemble The Quire präsentiert «To the side»
In seinem neusten Programm bringt das Ensemble The Quire die Musik von Komponistinnen verschiedener Epochen und Länder zum Klingen.
Wie in anderen Branchen ist auch die Musik eine Männerdomäne. Obwohl seit einigen Jahren ein Wandel hin zur Öffnung und Akzeptanz spürbar ist, gibt der Mann bis heute in der Welt der Musik den Ton an.
Der Musiker, der Dirigent, der Komponist: Im täglichen Sprachgebrauch haben sich diese Ausdrücke fest verankert. Zwar ist die Durchmischung von Frauen und Männern in Orchestern sowie Chören heutzutage selbstverständlich. Auch eine Frau hinter dem Dirigierpult ist keine Seltenheit mehr. Doch in den Programmheften verschiedener Konzerte ist kaum je eine Komponistin in der Werkliste anzutreffen.
Komponistinnen hatten es in den vergangenen Jahrhunderten stets schwer. Für eine Frau ziemte es sich nicht, Musik auf Papier zu bringen, und es passte nicht in das vorgesehene Rollenbild. Wenn eine Frau die Möglichkeit erhielt, zu komponieren, dann im privaten Rahmen der Familie. Die eigene Musik zu veröffentlichen, war unvorstellbar und wenn, dann oft unter dem Namen des eigenen Mannes. Zu Unrecht blieben deswegen zahlreiche fantastische Werke über Jahrhunderte ungehört. The Quire spannt in diesem Programm einen Bogen von komponierenden Frauen vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert.
Die einstimmigen, liturgischen Gesänge von Hildegard von Bingen (1098–1179) leiten fliessend in die intimen, doch farbenvollen Motetten der Schweizer Komponistin Martha von Castelberg (1892–1971) über. In der Mitte des Programms stehen die beiden frühbarocken achtstimmigen Motetten der Italienerin Chiara Margarita Cozzolani (1602–1678). Zum Schluss erklingen zwei Teile der preisgekrönten Komposition «Partita for 8 voices» (Pulitzerpreis 2013) der US-Amerikanerin Caroline Shaw (*1982). Dieses Werk vereint Sprache, Laute und verschiedene Gesangstechniken zu einer fantastischen Klangwelt. Ein einzigartiges Hörerlebnis!
Das Programm entsteht gemeinsam
The Quire ist ein junges Vokalensemble aus Luzern. Es wurde 2020 gegründet und widmet sich der solistisch besetzten Interpretation von Vokalmusik. In den ersten zwei Jahren seines Bestehens präsentierte das Ensemble die Programme «Woe is me» und «Languir me fais» mit Musik aus der Zeit um 1600. In seiner aktuellen Ausrichtung beschäftigt sich The Quire mit epochenübergreifenden Aspekten von Vokalwerken unterschiedlichster Epochen der Musikgeschichte. Die Sänger:innen verbindet eine lange Zusammenarbeit in anderen Chören. Teilweise wird das Oktett von Musiker:innen auf Instrumenten der historischen Aufführungspraxis begleitet. Dies ermöglicht es, die Werke so aufzuführen, wie sie in ihrer Zeit zu hören waren. Die Ensemblemitglieder arbeiten ohne feste Leitung und erarbeiten ihre Programme kollektiv. So sind die künstlerische Verantwortung und der Gestaltungswille jedes einzelnen Mitglieds gefordert. Das Ensemble präsentierte seine ersten Programme mit Konzerten in Luzern, Basel, Sachseln, Solothurn, Steinhausen und Zürich.
Konzertinformationen
Samstag, 13. Januar, 19.30 Uhr. Ort: Neubad Luzern.
Tickets: www.thequire.ch