Überraschender Geschlechterwechsel
In der Produktion «Orlando – eine Biografie» gehen Regisseurin Corinna von Rad und Musikspieler Jürg Kienberger auf Spurensuche nach einem Leben, das nicht sein kann und doch ist.
«Orlando lebte bis zu seinem 30. Lebensjahr als Mann, bis er eine Frau wurde, die er seitdem geblieben ist.» So beschreibt Virginia Woolf selbst die Biografie Orlandos und den Geschlechterwechsel in der Mitte ihres Romans. Während einer über 400 Jahre anhaltenden Erzählung lernt Orlando das Leben in verschiedenen zeitlichen Epochen und aus diversen Geschlechtsidentitäten kennen, erfährt konservative und liberale Perioden und unterschiedlichste Gesellschaftsformen. Die Normen und Erwartungshaltungen der Zeit werden von Orlando dabei laufend reflektiert und übergangen. Der Geschlechterwechsel ist am Ende nur eine weitere Besonderheit dieses turbulenten Lebens
Vier Performer:innen
Die Luzerner Inszenierung spielt mit Woolfs Fluidität der zeitlichen und geschlechtlichen Verortung. Mit viel Rhythmus und Musik werden Orlandos Lebensstationen und Identitäten von vier Performer:innen verkörpert. Regisseurin Corinna von Rad und der musikalische Leiter Jürg Kienberger bringen «Orlando» als gemeinsames Projekt von Schauspiel und Oper auf die Bühne. Kienberger ist als Livemusiker und Darsteller zusammen mit zwei weiteren Schauspieler:innen und einem Sänger Teil der Inszenierung.
Neue Massstäbe der Erzählkunst
Mit «Orlando» nahm sich Woolf des männerdominierten Genres der Biografie an, spielte damit lustvoll und setzte neue Massstäbe der Erzählkunst. Die Geschichte orientiert sich am Leben von Woolfs Geliebter Vita Sackville-West, der die Autorin damit ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Mit der Thematisierung von Geschlechtsidentitäten und den gesellschaftlichen Anforderungen an die Geschlechterrollen gehört Virginia Woolfs «Orlando» zu den wichtigsten feministischen Romanen des 20. Jahrhunderts.
«Orlando»
Premiere am Freitag, 15 September, 20 Uhr, weitere Infos und Tickets: www.luzernertheater.ch/041 228 14 14