Premiere «Il barbiere di Siviglia» am Luzerner Theater
Die erste Opernpremiere «Il barbiere di Siviglia» im Luzerner Theater findet am 25. September statt. Die Dramaturgin Rebekka Meyer traf den Regisseur Martin G.Berger zum Gespräch.
In Ihrer Inszenierung der Oper «Il barbiere di Siviglia» haben Sie sich für eine Perspektive aus der Situation der aktuellen Pandemie heraus entschieden. Weshalb? Eine Kraft von Theater ist, dass es im Hier und Jetzt stattfindet und wirklich tagesaktuell sein kann. Da das Thema Corona im Moment so präsent ist, habe ich mich für diesen aktuellen Kommentar und für eine theatrale Reaktion als Momentaufnahme unserer Geschichte entschieden.
Was möchten Sie dabei untersuchen?
Mich interessiert es, die jetzige Situation als Inspiration zu nehmen, um sie auf der Bühne weiter zu denken und quasi in die Zukunft zu schauen. Aber auch abzuwägen, wie es überhaupt dazu gekommen ist: Was sind die psychischen Gegebenheiten innerhalb dieses gesellschaftlichen Zustandes? Wie reagieren die Figuren der Oper darauf? Und: Was würde es bedeuten, wenn das so weiterginge? Was daran ist unser eigener Anteil, und was können und müssen wir ändern, um diese Situation zu vermeiden? Ich glaube, dass diese Pandemie viel mit unserem Zusammenleben macht und damit auch mit dem Theater
Welche Verbindung besteht hier?
Dank Rossini kann man dieser Thematik mit Humor begegnen! Doch hinter der komödiantischen Fassade verhandelt das Stück grundsätzliche Themen: Menschen haben Angst umeinander, haben den Drang, aus der Konvention auszubrechen, und alle, ungeachtet der grossen Klassenunterschiede, möchten ihre Rolle in der Gesellschaft verändern. Alle hinterfragen auf ihre Weise das System, das sie schlussendlich aber nur wieder bestätigen. Damit lässt sich auch unser aktueller Zustand gut befragen. Sie haben eine neue Luzerner Fassung der Oper erarbeitet: mit neuen, von Ihnen selbst geschriebenen deutschen Dialogen und einer neuen Rahmenhandlung. Wieso funktioniert diese Anpassung bei Rossini so gut? «Il barbiere di Siviglia» ist ganz eindeutig eine Nummernoper und Rossinis Werke eigentlich Musicalvorläufer: Er komponiert auf eine grossartige und fast lehrbuchhafte Art und Weise eine tolle Mischung zwischen Songformen und Teilen, in denen szenische Aktionen passieren. Rossini war jemand, der unglaublich modern und heutig sein wollte. Deshalb glaube ich, dass ihm alles gefallen würde, was schnell, neu und glitzernd ist.
PD