Mutter, Schwester, Vivandière
Im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums des Frauenstimmrechts im Kanton Luzern nimmt das Bourbaki-Panorama die Frauen auf dem Rundbild in den Fokus.
Auf den ersten Blick entsprechen die Frauenfiguren im Bourbaki- Panorama dem bürgerlichen Ideal: Sie tragen Röcke und Kopftücher, Körbe am Arm und gar auf dem Kopf. Sie versorgen, pflegen und trösten und sind doch in der Szenerie nur rar anzutreffen. Doch ein zweiter Blick lohnt sich: Neben der klassischen Rolle der fürsorglichen Pflegerin finden sich auf dem Riesenrundbild zuweilen ungewohnte Ansichten und überraschende Botschaften. Ob Wirtin, Sanitäterin oder Vivandière – die «Bourbaki-Frauen» kommen in sämtlichen Rollen bemerkenswert eigenständig daher.
Drei Frauen des Bourbaki-Panorama-Teams – die Museumsleiterin Irène Cramm, die Vermittlerin Barbara Steiner und die Restauratorin Liselotte Wechsler – nähern sich in einer Führung Frauenrollen und ihrer Darstellung im Riesenrundbild. Ausgehend von einzelnen Szenen, fokussieren sie exemplarisch weibliche Lebensmodelle der Zeit um 1871. Zuweilen blicken sie auch auf Luzern: Kurz vor Eintreffen der Bourbaki-Soldaten verwarf hier der Grosse Rat ein neues Vormundschaftsgesetz – weiterhin unterstand also jede Luzernerin, ob ledig, geschieden oder verwitwet, einem Mann. Zwar noch ohne Stimmrecht, aber mit vereinten Kräften schritten die Frauen dagegen an ...
Natürlich fällt der Blick auch auf die Liebe: Was blieb nach den sechs Wochen von den Bourbakis zurück? Und letztlich fragen wir: Was verrät uns der (männliche) Blick des Künstlers Edouard Castres über das Verhältnis der Geschlechter seiner Zeit?
In den offiziellen Akten finden Frauen nur spärlich Erwähnung. Umso mehr also ein Grund, den Blick aufs Panorama zu richten und dabei den vielfältigen Geschichten zu lauschen: über Rechte und Pflichten, Regeln und Ränge, Hoffnung, Wünsche und Würde.
PD
Öffentliche Führung: «Mutter, Schwester, Vivandière», Sonntag, 8. November, 11 bis 12 Uhr. Weitere Infos: bourbakipanorma.ch.