Lebendige Vielfalt

2023 untersucht das Kunstmuseum Luzern gesellschaftliche Konventionen und thematisiert, wie Bilder gelesen werden.

J. M. W. Turner, «The Rigi, Lake Lucerne, Sunset», 1842/1843. Bild: PD

Die Ausstellung des berühmten britischen Malers David Hockney hat im Jahr 2022 viel Publikum ins Kunstmuseum und nach Luzern gebracht: 46 000 Eintritte wurden bei David Hockneys erster Schweizer Retrospektive gezählt, 30 Prozent mehr als erwartet. Damit verzeichnete das Kunstmuseum Luzern insgesamt 76 000 Eintritte, ein erfreuliches Resultat! Im Jahr 2023 steht im Kunstmuseum Luzern zwar kein solcher Grossevent an, doch das neue Programm lädt zu unzähligen Entdeckungen ein. Das Ausstellungsjahr im Zeichen einer diversen und vielfältigen Gesellschaft spiegelt aktuelle Diskussionen. 

Zum Auftakt wird die Sammlung frisch präsentiert: «ABC der Bilder» führt vor, wie wir Bilder lesen und verstehen. Symbolische Darstellungen wie Ferdinand Hodlers berühmtes Gemälde «Der Tag» erfordern eine andere Lesart als das historische Motiv des Bourbaki-Panoramas von Edouard Castres. Irma Ineichens stilisierte und teilweise rätselhafte Landschaften laden ein, in Formen und Farben einzutauchen. Ein weiteres Highlight ist das frisch restaurierte Aquarell «The Rigi, Lake Lucerne, Sunset» von J. M. W. Turner. Das Werk, auf dem im Vordergrund die Hofbrücke noch in ihrer ursprünglichen Länge zu erkennen ist, konnte 2019 dank vielseitiger Unterstützung für die Sammlung des Kunstmuseums Luzern erworben werden. 

Parallel zu «ABC der Bilder» eröffnet die Retrospektive «Serious Moonlight» von Betye Saar. Die afroamerikanische Künstlerin reflektiert mit ihren Werken schwarze Identität, die Geschichte des Rassismus in den USA sowie diskriminierende Denk- und Verhaltensmuster. Betye Saar stellt dem die Kraft der Poesie gegenüber und schafft so eine intensive Auseinandersetzung mit bedrückenden Themen.

Auch Zanele Muholi geht gesellschaftlichen Bruchstellen nach. Muholis intime Schwarz-Weiss-Fotografien thematisieren die komplizierte Situation der LGBTQAI*-Community in Südafrika. Muholi fordert das Denken in binären Kategorien – Mann / Frau, schwarz / weiss – heraus und bricht damit gängige Konventionen.

Den gesellschaftlichen Konventionen entzieht sich auch das fotografische, zeichnerische und filmische Werk des Schweizer Künstlers Walter Pfeiffer. In der Ausstellung «Sincerely, Walter Pfeiffer» sind Werke von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart zu sehen, die jenseits klischierter Darstellungen männliche Körper inszenieren. 

Vernissage «Betye Saar. Serious Moonlight» und «ABC der Bilder. Die Sammlung lesen»: Freitag, 24. Februar, ab 18 Uhr.

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