Keine Premiere ohne Sushi

Mit «Tanz 35: Alice» und «Tanz 36+ Finale» verabschiedet sich Kathleen McNurney nach 12 Jahren altershalber von ihrer Position als künstlerische Leiterin Tanz am Luzerner Theater. Der «Anzeiger» konfrontierte sie mit Stichworten aus ihrer Karriere.

Kathleen McNurney. Bild: Ingo Höhn

Kathleen McNurney. Bild: Ingo Höhn

Valeria Marangelli als «Alice» und Carlos Kerr Jr. als «Rabbit» überzeugen mit Kraft, Anmut und tänzerischer Brillanz. Diese mitreissende Produktion ist ein Höhepunkt im Schaffen der bald abtretenden, künstlerischen Leiterin Tanz Kathleen McNurney. Es gibt noch wenige Karten für weitere Filmvorführungen. Bild: Gregory Batardon

Valeria Marangelli als «Alice» und Carlos Kerr Jr. als «Rabbit» überzeugen mit Kraft, Anmut und tänzerischer Brillanz. Diese mitreissende Produktion ist ein Höhepunkt im Schaffen der bald abtretenden, künstlerischen Leiterin Tanz Kathleen McNurney. Es gibt noch wenige Karten für weitere Filmvorführungen. Bild: Gregory Batardon

«Tanz 35: Alice» ist eine sehr freie, tänzerische Interpretation von Lewis Carolls Kinderbuchgeschichte «Alice im Wunderland». Po-Cheng Tsai bedient sich in seiner Choreografie aus einem Mix aus Contemporary Dance und asiatischen Kampfsport-Anleihen. Beide Welten prägen auch die eindrückliche, optische Inszenierung. Bild: Gregory Batardon

«Tanz 35: Alice» ist eine sehr freie, tänzerische Interpretation von Lewis Carolls Kinderbuchgeschichte «Alice im Wunderland». Po-Cheng Tsai bedient sich in seiner Choreografie aus einem Mix aus Contemporary Dance und asiatischen Kampfsport-Anleihen. Beide Welten prägen auch die eindrückliche, optische Inszenierung. Bild: Gregory Batardon

Natürlich wurde CVP-Politiker Albert Schwarzenbach (links) sofort angezündet wegen der «Mitte»-Debatte in seiner Partei. Zusammen mit Ex-LZ-Verlagsleiter Ueli Kaltenrieder.

Natürlich wurde CVP-Politiker Albert Schwarzenbach (links) sofort angezündet wegen der «Mitte»-Debatte in seiner Partei. Zusammen mit Ex-LZ-Verlagsleiter Ueli Kaltenrieder.

LT-Macherinnen und -Macher: Peter Klemm, der technische Direktor, Birgit Gantenberg, künstlerische Betriebsdirektorin, und Sandra Küpper, stv. Intendantin (von links).

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«Noch nie sind wir so weit gefahren für ins Kino»: LT-Stammgäste Betty und Pius Achermann frotzeln über den Filmabend im Theatergebäude. (Wie alle lediglich für das Foto ohne Maske).

«Noch nie sind wir so weit gefahren für ins Kino»: LT-Stammgäste Betty und Pius Achermann frotzeln über den Filmabend im Theatergebäude. (Wie alle lediglich für das Foto ohne Maske).

Freunde des Hauses: (von links) Clara von Wyl, Kathleen McNurney, Tino Steinemann und Peter Bucher: «Endlich geht es wieder los mit Kultur.»

Freunde des Hauses: (von links) Clara von Wyl, Kathleen McNurney, Tino Steinemann und Peter Bucher: «Endlich geht es wieder los mit Kultur.»

Kathleen McNurney, wer war Ihr Lieblingsintendant? 
(lacht) Die sind aber galant, Ihre Fragen. O.K., Sie bekommen eine Antwort: Es ist Dominique Mentha. Er hat mir das Jobangebot hier am LT gemacht, hat mir dieses Vertrauen geschenkt. Ich hatte immer sehr viele Freiheiten. Dazu kam: Dominique und ich verstanden uns künstlerisch immer auf eine sehr poetische Art, ohne viele Worte.

Sie standen 42 Jahre auf und neben der Bühne: Welche Produktionen haben Sie am meisten berührt?
Als Bühnenkünstlerin habe ich wahnsinnig gerne die Produktionen von Hans van Manen (holländischer Choreograf, die Red.) getanzt. Mit ihm habe ich in Basel gearbeitet. Er hat Frauen auf der Bühne immer sehr stark dargestellt, mit sehr viel Attitude. Als Tanzchefin ist es der Abend «Tanz 18: Celebration» hier in Luzern. Damit haben wir 2015 den internationalen Durchbruch geschafft und wurden an verschiedene Festivals eingeladen.

Haben Sie eine Premieren-Routine?
(lacht) Habe ich. Wir trainieren, proben die Verbeugungen, ich bedanke mich privat bei Tänzern und Choreografen, und dann kommt diese komische Mittagszeit. Ich bereite meine Premierenrede vor, und dann hole ich Sushi – immer. Einmal konnte ich kein Sushi finden, ich war mir nicht sicher, ob wir die Premiere so machen können.

Hatten Sie als Tänzerin auch «Ticks»?
Oh ja, wenn eine Vorstellung geklappt hatte, musste alles rundherum, die ganze Routine, immer wieder so ablaufen, bis die Produktion vorbei war. Vom gewählten Weg auf die Bühne bis zur Wahl der Warm-up-Hosen. Es war schrecklich.

Welches ist das bessere Tanzpublikum, Basel oder Luzern?
Luzern, ganz klar. Nein, beide sind natürlich sehr gut. Was ich in Luzern erlebt habe, ist eine wahnsinnige Offenheit. Als ich mit «Tanz 1» hier begonnen habe, wollte ich zeigen, wohin die Reise gehen kann mit modernen Stücken ohne Handlung, grossartigen Choreografen und Tänzerinnen. Das war am Anfang eine Herausforderung, das Publikum ist mir gefolgt.

Haben Sie einen Lieblingsort in Luzern?
Wenn ich im Café de Ville am Fenster sitze, über die Brücke Richtung See und KKL schaue, dann fühle ich mich wie in einer Grossstadt. Ich liebe Städte.

Wann machten Sie letztmals einen Spagat?
Das ist schon etwas länger her. Natürlich bin ich immer noch im Training, aber im Spagat dürfte bei mir das hintere Bein nicht mehr ganz den Boden berühren.

Was macht Kathleen nach dem LT?
Kathleen wird alle Bücher, die sie bestellt hat, endlich mal lesen. Sie wird das Leben nicht mehr im Turbo-Tempo absolvieren, wird «auf den Boden zurückkehren». Ja, das ist das Einzige, was ich all die Jahre vermisst habe: genug Privatzeit zu haben.

Etwas fehlt in dieser Antwort: Ganz ohne Tanz wird es doch in Zukunft nicht gehen?
Nein. Ich bin neben Tanzleiterin auch Tanzpädagogin, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich möchte als Tanz-Botschafterin tätig sein, da bestehen Pläne, über die ich aber noch nicht sprechen kann.

Luzern bleibt Ihr Lebensmittelpunkt?
Auf diese Frage reagiere ich immer leicht genervt: Wohin soll ich denn sonst hin? (lacht). Ich bin Schweizerin, lebe mit meinem Partner hier. Vielleicht gibt es mal eine andere Wohnung. Ich bin schon so lange in Europa, bin europäisch geprägt. Natürlich vermisse ich hin und wieder gewisse US-Denkweisen, den Ausdruck in meiner Muttersprache. Aber Luzern ist meine Heimat, keine Frage.

Andréas Härry

 

«Tanz 35: Alice» wird als Film gezeigt, es gibt nur noch Karten für die Zusatzvorstellungen vom 16. und 31. Mai. Der Triple- Bill-Abend «Tanz 36+ Finale» wird live gezeigt und hat am 22. Mai Premiere.

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