In der Warteschlaufe

Die Luzerner Kulturbetriebe üben sich momentan in Geduld. Im Gegensatz zu den Basler Kulturbetrieben ist hier der Ruf nach individuellen Lösungen nicht ganz so laut.

Beispielsweise die Verantwortlichen des Kleintheaters hoffen ebenfalls, dass beim Restart nicht mehr alle mit derselben Elle gemessen werden. Bild: PD

Basler Kulturbetriebe fordern, dass bei einer Wiedereröffnung nicht alle Häuser mit derselben Elle gemessen werden. In Zukunft sollen beispielsweise Raumgrösse oder das Belüftungssystem bei der Festlegung der maximalen Zuschauerzahlen berücksichtigt werden. «Wir unterstützen die Idee des Basler Modells, das auf den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und ein komplexes Schutzkonzept beinhaltet», sagt Sonja Eisl, Co-Leiterin des Kleintheaters Luzern. Sie hat kürzlich an einer Infoveranstaltung von «t. Theaterschaffende Schweiz», der Dachorganisation Freier Theaterschaffenden, teilgenommen, bei der das Modell diskutiert wurde. «Es macht Sinn, mit dem heutigen Wissensstand ein differenziertes Konzept anzuwenden und nicht alles über einen Kamm zu scheren.» Genauso sieht dies Andréas Härry, Co-Leiter des «Le Théâtre» in Emmen: «Ohne unsolidarisch mit Kolleginnen und Kollegen von kleineren Häusern sein zu wollen, sind wir der Meinung, dass dies berücksichtigt werden muss. In unserem sehr grossen, hohen, mit Frischluft belüfteten Theaterraum haben wir andere Voraussetzungen als ein enges, tiefes Haus mit Umluftaustausch.»

 

Auch LT würde wohl profitieren

Das Luzerner Theater würde wohl von einer individuellen Prüfung ebenfalls profitieren. «Die Erfahrungen aus der laufenden Spielzeit mit reduzierten Zuschauerzahlen haben gezeigt, dass unsere Sicherheits- und Hygienekonzepte Wirkung zeigen und dass ein sicherer Spielbetrieb im Luzerner Theater auch unter Auflagen möglich ist», sagt Mediensprecher Severin Barmettler. 

Das KKL durfte im letzten Jahr noch Konzerte mit einer Vollbesetzung abhalten, als beispielsweise der FC Luzern und der SC Kriens nur noch reduziert Personen zu den Spielen zulassen durfte. «In unserem Haus, in dem die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen, überall grosszügige Platzverhältnisse vorhanden sind und vor allem eine hervorragende Belüftungssituation besteht, ist die Gefahr einer Ansteckung überschaubar», sagt Corinne Schneebeli, Mediensprecherin des KKL Luzern. Sie differenziert, wenn es zu individuellen Lösungen kommen sollte: «Uns ist bewusst, dass individuelle Lösungen mit einem grossen Aufwand verbunden sind, was auf Bundesebene schwierig umzusetzen ist. Auf kantonaler Ebene kann dies mit den spezifischen Schutzkonzepten jedoch sehr wohl gemacht werden.»

 

Unterschiedliche Ausgangslage

Gemäss Andréas Härry muss der Saal des privatwirtschaftlichen «Le Théâtre» zu mindestens 60 Prozent (rund 400 Plätze) ausgelastet sein, damit sich ein Spielbetrieb rechnet. Das teilsubventionierte Kleintheater benötigt eine Auslastung von 70 bis 80 Prozent, damit ein Betrieb sinnvoll ist, also rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauer. «In der momentanen Situation macht es für uns keinen grossen Unterschied, ob wir für 50 oder 100 spielen können, da unsere Künstler/-innen einnahmenbeteiligt sind und wir die Differenz über die Ausfallentschädigung decken können», erklärt Sonja Eisl.

Das Luzerner Theater und das KKL nennen keine konkreten Zahlen. Im KKL ist die Art des Konzerts entscheidend. «Hier ist die Frage, um welche Art Konzert es sich handelt, so kann ein Klavierkonzert sicher mit weniger Zuschauerinnen und Zuschauern stattfinden als ein grosses Symphoniekonzert», erklärt Corinne Schneebeli des KKL Luzern. Zudem spielt für den Veranstalter auch eine grosse Rolle, ob er ein Nutzungsrecht für den Konzertsaal hat und somit bedeutend tiefere Mietkosten zur Anwendung kommen.

 

«Le Théâtre» verschiebt erneut

Mit dem Umschreiben von Spielplänen haben die Kulturbetriebe mittlerweile Übung. Die Verantwortlichen des «Le Théâtre» haben sich Ende letzter Woche entschlossen, den Start des Musicals «On Your Feet» erneut nach hinten zu schieben. Neu soll die Premiere am 28. August stattfinden. Zuvor wurde der Starttermin bereits von Dezember 2020 in den Juni 2021 geschoben. 

Im Luzerner Theater finden aktuell die Proben zu den Produktionen. «Tell» und «Così fan tutte» statt, die Produktion «Tanz 35: Alice» wurde bis am 16. Januar fertiggeprobt und befindet sich jetzt in der Warteschlaufe. Beim KKL sind die Konzerte im März derzeit noch nicht gestrichen. «Wir rechnen aber nicht damit, dass Konzerte Anfang März möglich sind», sagt Schneebeli.

Auf ein Werweissen, wann wieder Vorstellungen möglich sein werden, lässt sich auch Sonja Eisl nicht ein. «Mit einer Wiedereröffnung rechnen wir dann, wenn die Behörden eine Wiedereröffnung zulassen.» Man sei aber jederzeit bereit, den Betrieb hochzufahren. 

Marcel Habegger

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