Im Wahn um Jugend und Schönheit

Das Luzerner Theater zeigt Oscar Wildes «Das Bildnis des Dorian Gray» als bildstarke Inszenierung auf der Bühne.

Schönheitswahn und ewige Jugend: «Dorian Gray» im Luzerner Theater. Bild: Ingo Hoehn

Dorian Gray ist jung, schön und makellos. Alle, die dieser Person begegnen, verfallen ihr sofort. Auch der Maler Basil Hallward kann Dorians Anblick nicht widerstehen. Er fertigt ein Porträt des jungen Menschen an, das diese Makellosigkeit einfängt. Als Dorian sich im Bild erblickt, kommt es zum Ausruf: «Würde ich nur immer jung bleiben und das Bild altern! Dafür – dafür – würde ich alles geben!» Und der Wunsch wird erhört. Auf magische Weise bleiben ­Jugend und Schönheit von Dorian äusserlich erhalten, während das Porträt altert. Der echte Mensch Dorian verfällt derweil immer mehr dem Bösen und den eigenen ­Gelüsten und kümmert sich immer ­weniger um moralische Konventionen oder das Wohl anderer Menschen. Das Bildnis aber spiegelt die Verderbtheit der Seele wider.

Die Regisseurin Katrin Plötner übersetzt die grossen Themen der Erzählung – Schönheitswahn, den Wunsch nach ewiger Jugend, narzisstischen Geltungsdrang und die Konsequenzen davon – in die Gegenwart. Gleichzeitig greift sie die gesellschaftlichen Umstände zur Entstehungszeit des Romans auf: Oscar Wilde wurde für seine Homosexualität zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt und von der Öffentlichkeit geächtet. Im Unterschied zur Vorlage ist der Luzerner Dorian nicht männlich, sondern eine nicht binäre Person, verkörpert von der Schauspielerin Carina Thurner. Denn die Akzeptanz einer Fluidität der Geschlechter ist heute eine Herausforderung für unsere angestammten Gesellschafts­normen, so wie es der Umgang mit Homosexualität im 19. Jahrhundert war.

Die Fragen nach Geschlecht und gesellschaftlicher Stigmatisierung fliessen in die Inszenierung genauso ein wie die zeitlosen Themen von Jugend und Schönheit, persönlicher Moral und der Verantwortung vor dem eigenen Gewissen. «Das Bildnis des Dorian Gray» feiert am Donnerstag, 1. Dezember, Premiere auf der Bühne des Luzerner ­Theaters. Weitere Informationen und Tickets: www.luzernertheater.ch / 041 228 14 14.

Weitere Artikel zu «Kultur», die sie interessieren könnten

Kultur26.02.2024

Eine Rock-Oper im Luzerner Theater

Die Neukomposition von Samuel Pender­bayne erzählt Richard Wagners «Siegfried» als Coming-of-Age-Geschichte.
Kultur26.02.2024

Schuberts grenzensprengendes Meisterwerk

Am 3. März sind im «Schweizerhof Luzern» Solisten der Festival Strings Lucerne mit einem kontrastreichen Programm zu hören, welches Franz Schuberts berühmtes…
Kultur19.02.2024

Träumst du noch, oder scheiterst du schon?

Beim ersten häuserübergreifenden Festival können die Besucher:innen von 22. bis 25. Februar unterschiedliche Veranstaltungen im Zeichen einer positiven…