Halbe Million Preisgeld
Die Albert Koechlin Stiftung hat die Preistragenden des Innerschweizer Filmpreises bekanntgegeben. Ein prämierter Film ist «Kühe auf dem Dach», der aktuell an den Solothurner Filmtagen gezeigt wird.
Die Tage auf einer Alp können schön wie trist sein. Trist, wenn der Nebel genau um die Hütte hängt oder wenn der Regen tagelang auf das Dach trommelt. So geht es auch einem Gastarbeiter, der bei einer Tasse Kaffee von seinem ersten Koller auf der Alp d’ Arena erzählt.
Worum es beim Film des Luzerners Regisseurs Aldo Gugolz und den Co-Produzenten Revolumenfilm Luzern und Rough Cat Lugano geht, erfährt die Zuschauerin und der Zuschauer nur schleppend. Auch der Titel «Kühe auf dem Dach» lässt nicht viele Rückschlüsse auf die Handlung zu. Dass auf dieser Alp etwas Dunkles lastet, spürt der Zuschauer aber von Beginn weg. Vor einem Jahr verschwand ein anderer Gastarbeiter spurlos. Hüttenwart Fabiano machte sich damals nicht lange Gedanken dazu, sagte sich, dem Hilfsarbeiter sei die Arbeit zu schwer geworden, sei deshalb gegangen. Genau diese vorschnelle Schlussfolgerung nagt später am Gewissen des 38-Jährigen. Denn die sterblichen Überreste des Gastarbeiters werden in der Nähe der Alp gefunden. Hätte man ihn retten können, hätte er schneller reagiert? Der Umstand, dass der Mazedonier bei Fabiano schwarzgearbeitet hatte, macht die Sache noch komplizierter. Der Älpler muss mit einer Busse rechnen, Schulden hat er auch sonst bereits, denn Fabiano hat, wie er berichtet, einige Dummheiten gemacht früher.
Auch im nahe gelegenen Dorf hat man sich eine Meinung gebildet. Zu hören ist vieles, etwa, dass Fabiano den Gastarbeiter wegen dubioser Drogengeschichten loswerden musste. Diese Gerüchte schwächen auch das Geschäft mit dem auf der Alp produzierten Geisskäse, viele wollen seinen Käse nicht mehr.
Filmemacher Aldo Gugolz konzentriert sich bei «Kühe auf dem Dach» aber auf das Leben auf der Alp. Wer einen Kriminalfilm erwartet, bei dem sich der Filmemacher auf die Spuren der Tat begibt, liegt falsch, aber genau dies macht den Film besonders.
Fabiano und seine Lebensgefährtin fühlen sich über dem Tal wohler als in der Zivilisation. Fabiano zieht es bereits kurz nachdem er seinen neugeborenen Sohn das erste Mal in den Armen hält, bereits wieder auf die Alp. Die Tage sind aber nun heller geworden, Fabiano stellt sich nicht mehr ständig die Frage nach dem Sinn des Lebens, denn diesen hat ihm sein Sohn nun gegeben. Und doch weiss der Älpler, dass sich etwas ändern muss. Der Tod des Gastarbeiters rückt in den Hintergrund, auch wenn gegen das Ende des 82-minütigen Films noch ein weiteres Element zu den Umständen hinzukommt.
Über eine halbe Million Preisgeld
Die Albert Koechlin Stiftung prämiert beim dritten Zentralschweizer Filmpreis aus 34 Eingaben 15 Filme aus den Jahren 2019 und 2020 mit einer Preissumme von insgesamt 570 000 Franken. Die Filme werden am 6. und 7. März 2021 im Streaming gezeigt. Der «Anzeiger Luzern» stellt bis dahin verschiedene Produktionen von Luzerner Filmschaffenden vor.
Marcel Habegger
Box: Infos zum Regisseur
Aldo Gugolz ist im Jahr 1963 in Luzern geboren. Zuerst als Journalist und bei Tageszeitungen tätig, studierte er von 1986 bis 1992 an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Vielen Luzernerinnen und Luzernern ist er durch seinen bisher bekanntesten Film ein Begriff. Den Kinofilm «Rue de blamage» über die Luzerner Baselstrasse haben 18 000 Personen gesehen.