Grosse Namen zu Gast

Das Jahresprogramm 2021/22 des Luzerner Sinfonieorchesters bringt Evolution im Klangkörper und eine Sensation programmatisch. Das Ensemble erteilt einen Filmauftrag an einen Star der Szene.

James Gaffigan (Vordergrund) hatte seinen letzten Auftritt mit dem LSO im Juni, ab dieser Saison übernimmt der Deutsche Michael Sanderling. Bild: PD

Corona hat etwas Druck vom Gaspedal genommen. Ansonsten schreitet Intendant Numa Bischof forsch voran, sein Orchester nicht nur auf dem Kontinent, sondern global in eine Spitzenposition zu hieven. Im Juni wurde die Kooperation mit dem Lucerne Festival bekanntgegeben, im Rahmen dessen das LSO ein fester Bestandteil wird. Ein Ritterschlag fürs Orchester und ein Bekenntnis zum lokalen Hochkulturschaffen seitens des Lucerne Festivals.

 

Brahms und nochmals Brahms

Der neue Chefdirigent Michael Sanderling blickt auf mehr Musikerinnen und Musiker herab als sein Vorgänger James Gaffigan. Ein Ausbau, der mittels eingeschossenen Geldern von Mäzenen möglich wurde. Das LSO hat jetzt den Klangkörper, den es braucht für die Musik der Spätromantik. Die Umsetzung dieser Möglichkeit ist der Schwerpunkt der kommenden Saison. Unter der Leitung des Chefdirigenten wird eine Gesamtaufnahme der vier Sinfonien von Johannes Brahms erarbeitet. Ergänzend folgt ein Zyklus der Sinfonien von Anton Bruckner. Zum Saisonstart lanciert das Orchester ein nicht unbekanntes, aber für das LSO neues Format. «Kommentierte Konzerte» halten im Orchesterhaus Einzug, den Anfang macht die vierte Sinfonie von Brahms.

Als das Lucerne Festival seine Herbstaktivität Piano-Festival 2019 zu Grabe trug, war Bedauern unüberhörbar. Zwei Jahre und eine Pandemie später springt nun das Luzerner Sinfonieorchester in die Bresche und präsentiert sein Piano Symphonique, ein ebenfalls jährlich stattfindendes Klavierfestival. Im kommenden Februar geht das Opus 1 dieser Konzertreihe über die Bühne, schwerpunktmässig – natürlich – der Spätromantik gewidmet. Brahms ist auch hier zugegen. Dazu unter anderem alle fünf Klavierkonzerte von Camille Saint-Saëns.

 

Weltstar am Piano

Die Liste der geladenen Instrumentalsolisten und Gastdirigenten ist ein Querschnitt durch das aktuelle Who is who der oberen Klassiksphäre, inklusive einer Krönung. Das Lucerne Festival darf jeweils Weltstar Anne-Sophie Mutter an der Violine begrüssen, das Luzerner Sinfonieorchester zieht jetzt in der gleichen Liga nach, mit der Pianistin Martha Argerich.

Ein Projekt aus dem umfangreichen Programm 2021/22 sticht hervor. Der Südafrikaner William Kentridge, Jahrgang 1955, gehört zu den international renommiertesten, zeitgenössischen Künstlern der Bereiche Animationsfilm, Zeichnung, Druck, Theaterinszenierung und Skulptur. Er wurde vielfach ausgezeichnet, 2013 zum Beispiel mit dem Ehrendoktorat für Schöne Künste der Yale University. So hat das Wort Sensation in der Ankündigung des LSO durchaus Adäquanz. Das Orchester hat Kentridge den Auftrag erteilt, die 10. Symphonie in e-Moll op. 93 von Dmitri Schostakowitsch filmisch umzusetzen. Die Weltpremiere dieses Projektes findet am 15. Juni 2022 statt.

Karten und Abonnements der Konzertsaison 2021/22 können ab sofort bestellt werden. Das Saisonprogramm 2021/22 des Luzerner Sinfonieorchesters ist auf sinfonieorchester.ch veröffentlicht.

Andréas Härry

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