Ein Violinkonzert mit einer skurrilen Geschichte

Am 25.Oktober trifft die Geigerin Midori im KKL auf die Festival Strings Lucerne, um das Violinkonzert von Robert Schumann aufzuführen.

Midori wird am 25. Oktober im KKL die «unspielbare» Version mit den Festival Strings Lucerne spielen.
Midori wird am 25. Oktober im KKL die «unspielbare» Version mit den Festival Strings Lucerne spielen.

Als Robert Schumann 1853 den aufstrebenden Geiger Joseph Joachim traf, war er so fasziniert und inspiriert von dessen ungekannter Kunstfertigkeit, dass er für ihn innerhalb von nur elf Tagen ein Violinkonzert schrieb. Später widmeten Joachim auch Brahms, Bruch und Dvořák Konzerte, bei deren Entstehung Joachim jeweils um geigerischen Rat gefragt worden war und teils erheblichen Einfluss nehmen konnte! Bei Schumanns Werk war es anders und der Solopart so anspruchsvoll, dass sich Joachim sein Leben lang zu keiner Aufführung durchringen konnte, obwohl sich das Autograf der Partitur im Besitz des Geigers befand. Joachims Erben übergaben die in Vergessenheit geratene Partitur der Berliner Staatsbibliothek zusammen mit Joachims Verfügung, dass das Werk nicht vor dem hundertsten Todestag Schumanns veröffentlicht werden darf.

Im Jahr 1933 behauptete jedoch eine weitere Nachfahrin von Joachim, die bekannte Geigerin Jelly d’Arányi, auf spiritistische Weise «Kontakt» mit Schumann und Joachim aufgenommen und die «Erlaubnis» erhalten zu haben, das Werk aufführen zu dürfen.

Die herrschenden Nazis erkannten den propagandistischen Wert, mischten sich ein und verboten eine Uraufführung im Ausland und so einigen Geigern, darunter auch Yehudi Menuhin, die Erstaufführung. Der beinahe einzige in Deutschland ­verbliebene Geiger von Rang, Georg Kulenkampff, bis zu seinem Tod 1948 als Nachfolger Carl Fleschs Leiter der Geigenklasse am Luzerner Konservatorium, erhielt stattdessen den Auftrag, hielt es aber für «einfach unspielbar» und verfasste heimlich unter Mitwirkung von Hindemith eine vereinfachte Version, die im November 1937 in Berlin erstmals erklang. Menuhin war dann kurze Zeit später derjenige, der in den USA erstmals die Originalfassung spielte.

Nun wird Midori diese «unspielbare» Version zusammen mit den Festival Strings Lucerne im Kultur- und Kongresszentrum Luzern spielen. Dazu Beethoven! Seine ­Sinfonien führen die dirigentenlose So­listenformation international zu immer ­neuen Höhenflügen wie einer Neun-Städte-US-Tour direkt im Anschluss an das Konzert im KKL am 25. Oktober.

Tickets und Infos: www.kkl-luzern.ch 

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