Ein Requiem auf den Kriminalroman

Mit Friedrich Dürrenmatts «Das Versprechen» eröffnet auch die Schauspielsparte des Luzerner Theaters die Spielzeit.

Ein Kommissär auf moralischen Abwegen: Dürrenmatts «Das Versprechen». Bild: Lauretta Suter

Der Mord am kleinen Gritli lässt Kommissär Matthäi nicht los. Ein Verdächtiger ist zwar schnell gefunden, doch Matthäi weiss, dass dessen Geständnis nicht den wahren Täter vor Gericht bringt. Um den Fall zu lösen, gibt der brillante Kommissär sein bisheriges Leben auf – mit unvorhersehbaren Konsequenzen. Denn er verfolgt eine zweifelhafte Idee: Er lockt den Mörder mit einem zweiten Mädchen ...

Ob dieser waghalsige Plan gelingen kann, steht im Zentrum von Dürrenmatts Krimi. Regisseur Lorenz Nufer wiederum interessiert in seiner Inszenierung von «Das Versprechen» besonders die Ausgangslage der Erzählung: Kommissär Matthäi übernimmt eine Tankstelle und bittet Frau ­Heller und ihre Tochter Annemarie, bei ihm zu wohnen. Über seine Absichten, ­Annemarie als Lockvogel zu benutzen, lässt er sie im Dunkeln. Was macht das mit den Figuren? Das Produktionsteam am Luzerner Theater entwickelt Dürrenmatts Charaktere für die Bühne weiter und gibt ­ihnen eine eigenständige Geschichte. Was treibt einen Mann an, seine Karriere und sein bisheriges Leben aufzugeben, um sich einer einzigen Idee zu verpflichten? Was bringt eine Frau dazu, sich mit ihrer Tochter diesem Mann anzuschliessen, ohne seine Gründe zu hinterfragen?

Während der Proben arbeitet das Team mit der Schauspieltechnik der «Character Based Improvisation», die auf Beobachtungen aus dem echten Leben zurückgreift und den Schauspielenden erlaubt, aus ihren angenommenen Charakteren heraus zu agieren. Dürrenmatts Blickwinkel wird damit um andere Perspektiven erweitert; die Figuren, erdacht von einem grossen Autor, beginnen sich selbstständig zu ­machen, während die Geschichte ihren weiteren Verlauf nimmt. Wohin das führt, kann ab Sonntag im Luzerner Theater erlebt werden! «Das Versprechen» feiert am Sonntag, 18. September, um 18 Uhr Premiere in der Box des Luzerner Theaters.

Weitere Informationen und Tickets: www.luzernertheater.ch / 041 228 14 14.

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