Der Traum wird Wirklichkeit
Der Circus Monti erinnert bei «Circus je t’aime» an die Anfänge des Aargauer Familienunternehmens, überzeugt mit Einfachheit und künstlerischer Klasse.
In «Cirque je t’aime!» wird auf der diesjährigen Circus-Monti-Tournee die Geschichte des Lehrers Ernesto (Antoine Boisserau/Frankreich), der von einem Zirkusleben träumt, erzählt. Es ist nicht nur die Geschichte von ihm, es ist auch die Erzählung des Traums, den Hildegard und Guido Muntwyler, das Gründungspaar des Circus Monti, vor 36 Jahren zu leben begannen. So macht in «Cirque je t’aime!» das Klassenzimmer zunehmend der Manege Platz. In dieser ist im Circus Monti bereits seit Jahren kein Sägemehl mehr vorhanden, auch Tiere treten schon lange keine mehr auf.
Auf das Wichtigste reduziert
Die Produzenten setzen auf ein simples Bühnenbild mit einer Wandtafel, die das Publikum dabei unterstützt, an welchem Punkt sich die Szenerie gerade befindet, und vier drehbaren Paneelen im Hintergrund, welche als Zeitraffer dienen. Ähnlich simpel sind die Kostüme, die Olivia Grandy (Herrliberg) entworfen hat. Die sonst oft funkelnden Kostüme werden vielleicht von einigen vermisst. Die kanadische Regisseurin Marie-Josée Gauthier stellt die artistische Klasse des fast rein ausländischen Ensembles ins Zentrum. Hand-auf-Hand-Spezialistin Joëlle Ziörjen (St. Stephan) ist die Schweizer Vertretung im Programm. Vor zehn Jahren war sie noch wenig begeistert, als ihre Eltern beschlossen, für zwei Jahre mit dem Circus Monti auf Tournee zu gehen. Einmal dabei, war sie aber schnell begeistert. Bereits die Matura absolvierte sie an einer Zirkusschule in Frankreich. Dieses Jahr ist sie zurück beim Aargauer Zirkus, dieses Mal aber als Artistin, an der Seite von Michael Patterson (England).
Die beiden lernten sich an der École Nationale de Cirque in Montréal (Kanada). kennen und bilden seit ihrem Abschluss 2019 ein künstlerisches Duo. Sie waren unter anderem mehrmals für den international bekannten Cirque du Soleil tätig.
Mehrere Highlights im Programm
Ebenfalls während der Ausbildung kennen gelernt haben sich die beiden Schweden Oskar Norin und Anton Persson. Sie beschlossen Schleuderbrettpartner zu werden. Die Darbietung für «Cirque je t’aime!» haben sie mit Amit Krolizki (Isreal) und Lucas Romero (Argentinien) erarbeitet. Ihre Nummer ist ein Highlight im Programm. Dass sich Anton Persson beim Training verletzt und die nächsten Wochen nicht mittun kann, fällt dem unwissenden Publikum bei den spektakulären Sprüngen durch die Lüfte nicht auf.
Mehr als Lückenfüller, während dem das Bühnenbild umgestellt wird, sind die Clowns Stefan Swobada (Österreich) und Olivia Swobada-Weinstein (USA). Der studierte Schlagzeuger und die Kunstturnerin lassen immer wieder aufblitzen, dass sie nicht nur tollpatschig sind und für Lacher sorgen können – sie mit artistischen Elementen und er bei Schlagzeug-Einlagen. Die Musiker der Band, deren Mitglieder allesamt aus Polen stammen, sind mehr als musikalische Begleiter im Hintergrund. So etwa Trompeter Jerzy Skalski, der Antio Pansa (Frankreich-Guayana) bei seiner Nummer am Schlappseil begleitet.
Welche Talente im Lehrer Ernesto schlummern, bleibt lange Zeit verborgen. Scheu tastet er sich mit Hilfe seiner Schülerinnen und Schüler an das Zirkusleben heran. Erst gegen Ende zeigt er auf, wo seine Klasse liegt – beim Vertikaltuch. Seine Darbietung stellt einen weiteren Höhepunkt des diesjährigen Programms dar.
Marcel Habegger
Box: Informationen
Datum: 15. bis 26. September
Ort: Allmend Luzern
Tickets: circus-monti.ch
Coronahinweis: Für die Vorstellungen ist ein Covid-Zertifikat notwendig