Den Humor nicht verloren

Johnny Burn hat momentan Bühnenpause. Mav Bun, der Mann hinter der Kultfigur, erzählt, wie er als Comedian das Lachen trotzdem zu den Menschen bringt.

Es trifft mich hart. Aber es gibt sicher andere, die noch viel mehr darunter leiden», sagt Mav Bun zu seiner aktuellen Berufssituation. Der Luzerner Comedian, der normalerweise als Johnny Burn die Lachmuskeln seines Publikums strapaziert, gibt seit dem Veranstaltungsverbot keine Auftritte mehr. «Ich vermisse die Bühne, und auch finanziell sind es schwierige Zeiten», sagt der Luzerner. «Trotzdem schätze ich mich glücklich. Wir sind gesund, haben ein grosses Zuhause mit Garten, wo die Kinder genügend Platz zum Spielen haben, sodass uns die Decke nicht auf den Kopf fällt.»

Tagsüber Papi, nachts Comedian


Der Alltag von Mav Bun hat sich nicht grundlegend verändert. Bereits vor dem Virus war er unter der Woche Familienvater. Tagsüber hat er sich um die beiden Kinder gekümmert und sich gegen Abend für die bevorstehenden Auftritte vorbereitet. «Klar, meine abendlichen Vorstellungen fallen nun weg. Mein Rhythmus ist aber relativ gleich geblieben», erzählt der Comedian. «Ich war schon immer ein nachtaktiver Mensch und habe meine kreative Phase, wenn die Kinder im Bett sind. Meistens arbeite ich bis spät in die Nacht und stehe dann morgen früh wieder auf, um den Kindern Frühstück zu machen. Daran hat sich nicht viel geändert.» Auch seine zwei fixen Arbeitstage, an denen Mav Bun in seinem Atelier neue Sachen einstudiert und administrative Aufgaben erledigt, konnte er beibehalten. «Wir haben eine sehr gute Lösung mit unseren Nachbarn gefunden und wechseln uns in der Kinderbetreuung gegenseitig ab. Wenn ich mich um die Kinder kümmere, kann meine Frau ungestört im Atelier arbeiten. Sie ist Berufsschullehrerin und unterrichtet ihre Schüler momentan per Videokonferenz aus der Ferne.»

Öfter auf den sozialen Medien


Auch Mav Bun hat zu digitalen Mitteln gegriffen, um als Johnny Burn weiterhin für seine Fans da zu sein. Auf den sozialen Medien postet er nun häufiger Beiträge, um auf diese Weise mit seinem Publikum in Kontakt zu bleiben. Nichtsdestotrotz: Ersetzen können die digitalen Medien den Liveauftritt nicht. «Der direkte Kontakt mit den Leuten gibt mir wahnsinnig viel. Auf der Bühne kann ich das Publikum unmittelbar spüren – das fehlt mir momentan sehr. Aber keine Angst, ich habe noch keinen Ausschlag gekriegt wegen des Entzugs», sagt der Luzerner und lacht.
Ein Spiegel der Gesellschaft
Obwohl es momentan ernste Zeiten sind: Mav Bun ist überzeugt, dass Humor trotzdem seinen Platz hat. «In den grössten Krisen braucht es ihn gerade umso mehr. Als Privatperson nimmt mich das alles sehr mit. Als Comedian versuche ich, die Leute aber auf andere Gedanken zu bringen und dafür zu sorgen, dass niemand sein Lachen verliert.» Die Extremsituation hat für den Bühnenkünstler auch etwas Inspirierendes: «Es ist sehr spannend zu beobachten, wie ich selbst sowie einzelne Mitmenschen auf diesen Ausnahmezustand reagieren und welche Dynamik sich dabei entwickelt. Als Johnny Burn nehme ich solche Reaktionen aus der Gesellschaft auf und probiere, ihr auch einen Spiegel vorzuhalten.»
Trotz der schwierigen Situation sieht Mav Bun in der Krise auch etwas Positives: «Wir sind alle unmittelbar davon betroffen. Das schweisst uns zusammen und fördert die Hilfsbereitschaft füreinander», sagt der 41-Jährige. Zudem zeige sich nun, wie viele Berufe, die zuvor keine grosse Wertschätzung erhalten haben, fundamental wichtig sind, damit die Gesellschaft funktionieren kann. «Ich hoffe, dass uns das etwas wachrüttelt und wir merken, dass es für unsere Wohlfahrt jede und jeden braucht.»


Küssen, umarmen und feiern


Auch die kleinen Dinge, die zuvor selbstverständlich erschienen, können nach der Krise einen völlig neuen Wert erhalten: «Am allermeisten freue ich mich darauf, wenn ich meine Freunde wieder küssen und umarmen kann. Momentan sehen wir uns nur per Videokonferenz – was sehr ungewohnt ist, da wir eigentlich nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt wohnen», erzählt Mav Bun. Auch mit seinen Eltern hat der Luzerner momentan keinen direkten Kontakt mehr. «Für meine Mutter gehe ich einmal pro Woche einkaufen. Weil sie in Malters wohnt und es dort keinen Asialaden gibt, bringe ich ihr die Einkäufe aus Luzern mit», sagt der Comedian und lacht. Sobald die Krise überstanden ist, will Mav Bun sein Geburtstagsfest nachholen. «Gerade solche Situationen zeigen: Es gibt nicht genug Feste, die man leben und feiern sollte.»

Anna Meyer

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